Das Training im neuen Jahr startete hervorragend. Woche für Woche konnte ich gut trainieren und erzielte bemerkenswerte Fortschritte. Ich freute mich unglaublich darauf, "alles" auf die Karte Sport zu setzen und in diesem Jahr meine zweite Saison als Profitriathlet erfolgreich zu bestreiten. Doch dann kam alles anders als geplant.
Am 20. Februar verspürte ich plötzlich einen starken Schmerz in meinem unteren Rücken. Ich musste das Lauftraining nach nur 5 km abbrechen und konnte kaum noch das rechte Bein belasten. Trotz einer Woche Pause, Schmerzmitteln und Massagen wurde es nicht besser, also suchte ich meinen Sportarzt auf. Seine erste Diagnose war ein entzündetes ISG (Ilio-Sakral-Gelenk). In meinem Kopf begann ich bereits zu rechnen: Okay, 3-4 Wochen Pause, dann kann ich wieder Vollgas weitertrainieren. Zur Sicherheit entschieden wir uns jedoch für ein MRT.
Das MRT zeigte überraschend einen Ermüdungsbruch im Kreuzbein. Der Schock sass tief und es fühlte sich an, als ob jemand mir gerade den Boden unter den Füssen weggezogen hat. Drei Monate Laufpause und reduziertem Training war die Prognose des Sportarztes. So lösten sich meine Saisonplanung und damit meine sportlichen Ziele in Luft auf. Wenn man während der Woche auf dem Sofa herumliegt und nicht wirklich trainieren darf und kann, fühlt man sich stark in seiner Identität beraubt. Ein Sportler, der keinen Sport machen kann, ist eben kein Sportler.
Zumindest konnte ich nach einigen Tagen bereits wieder mit einem angepassten Schwimm- und Radtraining beginnen. So fand man mich schon bald wieder 6-mal in der Woche im Hallenbad. Es motivierte mich sehr, dass ich trotz Verletzung zumindest die ersten beiden Disziplinen trainieren und mich weiterentwickeln konnte.
Im April und Anfang Juni habe ich zwei Wettkämpfe bestritten, um meine Schwimm- und Radform zu testen: einen auf Mallorca und den anderen in Rapperswil. Beide Events waren für mich eine wichtige Standortbestimmung. Ich konnte im Vergleich zum letzten Jahr grosse Fortschritte verzeichnen und erreichte in beiden Disziplinen ein neues Leistungsniveau.
Die letzten vier Monaten war eine grosse Herausforderung für mich. Doch ich habe gelernt, dass Rückschläge ein Teil des Lebens sind, insbesondere im Sport. Es geht nicht nur darum, wie hart man trainiert, sondern auch darum, wie man mit den unvermeidlichen Hindernissen umgeht. Diese Erfahrung hat mich gelehrt, geduldiger und widerstandsfähiger zu sein.
Jetzt, da ich langsam wieder mit dem Lauftraining beginnen darf, freue ich mich auf die restlichen Wettkämpfe der Saison. Es wird nicht einfach sein, aber ich bin entschlossener denn je, meine Ziele zu erreichen und mich wieder zurück auf die Wettkampfbühne zu kämpfen. Jeder Tag bringt mich einen Schritt näher zurück zu meiner Leidenschaft, und ich bin dankbar für die Lektionen, die ich auf diesem Weg gelernt habe.
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